Ein Grossteil der Stadt Fengjie liegt bereits unter Wasser, doch da der Drei-Schluchten-Staudamm am Jangtse weiter aufgestockt wird, werden weitere Quartiere geräumt und demoliert, deren Bewohner:innen teils mit Drohungen aus ihren Häusern entfernt – das ökologisch und gesellschaftlich sehr umstrittene megalomane Projekt wird in mehreren Werken Jias thematisiert. Vor dem Hintergrund dieses unwirklichen, fast apokalyptischen Szenarios erzählt Jia die Geschichte seiner zwei Hauptfiguren: San-ming (Han San-ming), ein Bergarbeiter, kommt nach Fengjie, um seine Frau und seine Tochter zu suchen, die er seit 16 Jahren nicht mehr gesehen hat. Auch Shen-hong (Zhao Tao) sucht nach ihrem – allerdings erst vor zwei Jahren verschwundenen – Ehemann. Die zwei Hauptfiguren interagieren in diesem Meisterwerk, das in Venedig mit dem Goldenen Löwen ausgezeichnet wurde, zwar nicht miteinander, doch sie verbindet das Staunen und das Hoffen, die Suche nach einem neuen Leben in einem Umfeld, wo alles in Bewegung ist und neu definiert werden muss. (tb)
«Fengjie wird als ein mystischer, von Ruinen überzogener Ort inmitten einer nebligen Berglandschaft dargestellt, in dem das Hämmern der Arbeiter gegen die brüchigen Baufundamente wie ein hypnotisches Mantra erklingt. Fengjie wird jedoch nicht nur als ein Gebiet des Untergangs inmitten eines Landes, das einerseits einen Ruf als aufstrebende Wirtschaftsmacht hat, auf sozialer Ebene aber immer noch weitgehend von Benachteiligung und Korruption geprägt ist, dargestellt. Der Film zeigt auch Hoffnung für seine Figuren, indem er ihnen Freundschaften sowie einige magische Augenblicke gewährt.» (Michael Kienzl, critic.de, Sep 2007)
Drehbuch: Jia Zhang-ke, Guan Na, Sun Jiamin
Kamera: Yu Lik-wai
Musik: Giong Lim
Schnitt: Kong Jing Lei
Mit: Tao Zhao (Shen Hong), Lan Zhou (Huang Mao), Han Sanming (Sanming), Ma Lizhen (Missy Ma), Wang Hongwei (Wang Dongming)
112 Min., Farbe, digital HD, Mand/e/d