Vittorio De Setas Kurzdokumentationen gelten als Heiliger Gral des Kinos. Martin Scorsese schwärmte einst von einem Filmemacher, der «die Wirklichkeit nicht nur aufzeichnet, sondern lebt». De Seta, der sich in den 1950er-Jahren von der italienischen Filmindustrie abwandte, um diese bildgewaltig-ethnografischen Poeme in eigener Produktion zu drehen, kennt die Vorgänge, die er filmt, en détail. Er weiss, wann die Thunfische aus dem Wasser springen und wie das Licht der Grubenlampe auf die geschundenen Körper der Arbeiter fällt, er kennt die Gesänge der Gläubigen beim Passionsspiel und das Pfeifen der Hirten im sardischen Hinterland. Die prekäre Arbeit verschmilzt in seinem Blick mit der kargen Landschaft. Statt einer Stilisierung geht es ihm darum, die Würde der Menschen zu zeigen. Viele der Bräuche und Arbeitsweisen, die er zeigt, sind inzwischen ausgestorben. Die Beziehung zum Land wurde abstrahiert. Näher sind Filme nie an manche Gedichte gekommen, die mit wenigen Zeilen alles sagen. (ph)
Gesamtdauer: 89 Min.