Premiere: At Home
Letztes Jahr zeigte das Filmpodium Akadimia Platonos, in dem Filippos Tsitos das griechische Prekariat porträtierte. Sein Landsmann Athanasios Karanikolas schildert in die Krise selbst, die mehr eine zwischenmenschliche ist denn eine finanzielle.
In der modernen Villa hoch über der Ägäis hat sich die georgische Bedienstete Nadja in der Familie von Stefanos und Evi eingelebt. Sie ist für Evi «wie eine Freundin» und für deren Tochter Iris eine zweite Mutter. Nadjas Freund Markos misstraut der Idylle, und als die Georgierin schwer erkrankt, will Stefanos sie mit einer Abfindung loswerden.
«At Home gelangt zu diesem Bruch im sozialen Gefüge ohne äussere Empörung. Man könnte Karanikolas’ unterkühlten Stil leicht für mitleidlos halten. Er verschafft Maria Kallimani in der Rolle der Nadja aber im Gegenteil eine imponierende darstellerische Freiheit, die die vielen Nuancen ihrer Verletzung – von Trauer über Fassungslosigkeit bis Stolz – zum Vorschein bringen. Nadja will kein Geld, sie möchte Anerkennung: als Mensch, als Freundin. Markos wiederum wirft ihr Naivität vor: Sie habe sich von der Freundlichkeit der Familie täuschen lassen. Doch ihr sanftes Insistieren auf die Erfüllung eines unausgesprochenen Kontrakts ist die ehrlichste Reaktion auf die Bedrohung durch eine ökonomische Krise. Nadja erinnert in ihrem unerschütterlichen Vertrauen an eine Heldin der Dardenne-Brüder. Karanikolas’ architektonische Formsprache fungiert als soziales Gefängnis, aus dem sich die Frau unbeirrt zu befreien versucht.» (Andreas Busche, epd film, 25.8.2014)