Zur Kunsthandel-Kontroverse: Thomas Koerfers Glut
Der Erweiterungsbau des Kunsthauses, der die Sammlung Emil Bührle beherbergen wird, hat die Diskussion um Raubkunst und ethische Aspekte eines Kunsthandels, der mit Waffenhandel alimentiert wird, neu entfacht. Diese schwelte in der Schweiz allerdings schon vor gut vierzig Jahren, wie Thomas Koerfers Film Glut zeigt.
Spieldatum: Fr, 12.11., 18:00
1983 entwarf Thomas Koerfers Spielfilm Glut das Sittenbild einer Familie namens Korb, die durchaus Ähnlichkeiten mit der Familie Bührle hat. Allerdings schöpfte der Regisseur auch aus seiner eigenen Biografie, denn sein Vater Jacques, als Unternehmer in Deutschland tätig, war ebenfalls Kunstsammler.
Glut wechselt hin und her zwischen der Vergangenheit von 1943 und der Gegenwart und lässt sie sich gegenseitig beleuchten. Der kleine Andres Korb begreift nur wenig von der zwielichtigen Welt, in der sein Vater François sich bewegt, ein Waffenfabrikant, der alle Kriegsparteien beliefert, auch das Dritte Reich. Verständnis findet der sensible, von den Eltern weitgehend ignorierte Junge bei seinem Grossvater, der das gewinnorientierte Treiben von François, der sich als Kunstliebhaber aufspielt und die Hautevolee um sich schart, missbilligt. Zum polnischen Flüchtlingsmädchen Anna, das die Familie für Andres als Gefährtin ins Haus geholt hat, entwickelt der Junge eine intensive Beziehung, die allerdings tragisch endet. Vierzig Jahre später kommt Anna, die nun ihren eigentlichen Namen Hanna angenommen hat, vorübergehend als Journalistin zurück. Sie betrachtet Andres, der trotz allem in die Fussstapfen seines Vaters getreten ist, ebenso wie ihre Schweizer Adoptivheimat mit kritischem Blick.
Ergänzt wird die Vorstellung von Glut mit einem Filmgespräch: Der Schweizer Historiker Jakob Tanner und die Filmwissenschaftlerin Marcy Goldberg beleuchten die politischen Hintergründe von Koerfers Film und ordnen diesen auch in der Entwicklung des Schweizer Kinos ein. (mb)