Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück

Manga Movies

Noch bis Ende Januar widmet das Museum Rietberg dem Manga, seinen Erzählformen und -möglichkeiten eine Ausstellung. Wir nehmen den Ball auf und stellen eine kleine Auswahl von Manga-Adaptionen für die Leinwand zusammen, von Klassikern wie Akira und Nausicaä aus dem Tal der Winde bis zu Zürcher Kinopremieren von In This Corner of the World und Ichi the Killer. Im Kinderfilmprogramm wird passend dazu der Anime The Piano Forest mit Workshop angeboten. Das Kino ist voll davon: Sequels, Prequels, Remakes, Reboots und Adaptionen erfolgreicher Romane, Games und Comics und sogar wahre Geschichten werden immer wieder neu erzählt und aufgelegt. Was schon einmal funktioniert hat, tuts hoffentlich wieder. In diese Denkart gehört natürlich auch der grösste Teil der Manga-Adaptionen fürs Kino. Nur dass hier das Hin-und-her-Adaptieren gewissermassen schon fast automatisch dazugehört.
Schon viele Jahrzehnte bevor Hollywood das Marvel Cinematic Universe startete, wurden Japans erfolgreichste Kulturexporte, die Mangas und der Film, zu unzertrennlichen Geschwistern. Kaum ist ein Manga, meist eine Manga-Serie, erfolgreich, wird diese Geschichte auch gleich als Anime-Serie fürs Fernsehen und neuerdings natürlich für Streamingdienste produziert. Bei international wachsendem Interesse kann es sein, dass auch ein Anime fürs Kino folgt. Und darauf wird dann noch eine Realverfilmung nachgereicht. Nicht zuletzt auch deshalb, weil dank heutiger CGI quasi fotorealistische Animation möglich ist. So bildet zum Beispiel Rupert Sanders’ Ghost in the Shell-Remake einzelne Einstellungen der Anime-Vorlage fast bildgenau nach. Und schon seit Jahren droht uns eine Realfilm-Variante des Anime-Klassikers Akira, der im Übrigen von seinem Manga-Schöpfer Katsuhiro Otomo selbst adaptiert wurde.
Dabei muss es nicht immer laut krachend und knallbunt computeranimiert zu- und hergehen. Gute Geschichten können auch leise Töne anschlagen und durchaus an, zumindest für uns, unerwarteter Stelle Anklang finden. So hat auch ein Regisseur wie Hirokazu Kore-eda mit Unsere kleine Schwester ein Manga umgesetzt und sich zu eigen gemacht.


Mangas für alle
Mangas sind schon lange beliebt und erfolgreich, bei Alt und Jung und nicht nur in Japan, sondern weltweit. Da überrascht es, dass es bisher neben den erwartbaren Hollywood-Versionen nur wenige nicht japanische Adaptionen gibt. Park Chan-wooks Oldboy schafft es durchaus, aus der Vorlage eine südkoreanische Geschichte zu machen, und Sam Garbarski «übersetzt» mit Quartier lointain einen Manga von Jiro Taniguchi und macht einen typischen französischen Film daraus.
Letztgenannter Titel findet sich leider nicht in unserer Reihe. Und damit möchten wir für einmal, statt darüber zu schreiben, was Sie bei uns sehen können – dazu finden Sie auf den folgenden Seiten und online weitere Informationen –, das Programm quasi damit erweitern, was hier auch wunderbar hineingepasst hätte. Sogar auf zentrale Klassiker mussten wir hier leider verzichten. Deshalb schliessen wir mit einer Liste weiterer Titel, die wir, gäbe es keine Einschränkungen irgendwelcher Art, auch gerne gezeigt hätten.

Okami – Das Schwert der Rache (Kenji Misumi, 1972). Ein Ronin-Klassiker. Der erste Film einer sechsteiligen Kinoserie, auch bekannt als Lone Wolf & Cub. Manga: Kazuo Koike, Goseki Kojima.
Lady Snowblood (Toshiya Fujita, 1973). Dem Racheengel-Klassiker, der Tarantino zu Kill Bill inspirierte, folgte noch ein Sequel. Manga: Kazuo Koike, Kazuo Kamimura.
Only Yesterday (Isao Takahata, 1991). Takahata erweiterte die Manga-Geschichten der zehnjährigen Taeko um eine Rahmenhandlung, in der Taeko als junge Frau ihren Weg findet. Manga: Hotaru Okamoto, Yūko Tone.
Crying Freeman (Christophe Gans, 1995). Ein französischer Regisseur realisiert sein englischsprachiges Spielfilmdebüt à la John Woo. Natürlich eine moderne Ronin-Geschichte. Manga: Kazuo Koike, Ryoichi Ikegami.
Stimme des Herzens (Yoshifumi Kondo, 1995). Hiiragi realisierte das im Anime erwähnte fiktive Buch über den «Katzenbaron», das wiederum als Das Königreich der Katzen (Hiroyuki Morita, 2002) adaptiert wurde. Manga: Aoi Hiiragi.
Death Note (Shusuke Kaneko, 2006). Thriller über ein Notizbuch, das tötet, und die Frage, wie Macht korrumpiert. Nicht zu verwechseln mit der amerikanischen Netflix-Version. Manga: Tsugumi Oba, Takeshi Obata.
Tekkon Kinkreet (Michael Arias, 2006). Arias war der erste nicht-japanische Regisseur einer grossen Anime-Produktion. Manga: Taiyo Matsumoto.
Quartier lointain (Sam Garbarski, 2010). Eine komplette transkulturelle Adaption von Japan nach Frankreich. Manga: Jiro Taniguchi.
Der Mohnblumenberg (Goro Miyazaki, 2011). Japanische Nachkriegsgeschichte, zu welcher der Papa des Regisseurs, Hayao Miyazaki, das Drehbuch beisteuerte. Manga: Tetsuro Sayama, Chizuru Takahashi.
Rurouni Kenshin (Keishi Ohtomo, 2012). Noch eine Ronin-Geschichte, inzwischen zu einer fünfteiligen Kinosaga angewachsen. Manga: Nobuhiro Watsuki.
Blade of the Immortal (Takashi Miike, 2017). Und noch ein Ronin. Diesmal einer, der gerne sterben möchte, aber nicht kann. Miike garantiert viel Blut und Humor. Manga: Hiroaki Samura.
Alita: Battle Angel (Robert Rodriguez, 2019). Ein postapokalyptischer Cyperpunk-Actionfilm und langjähriges Wunschprojekt von James Cameron. Allerdings viel braver als die Vorlage. Manga: Yukito Kishiro.

Und noch eine Manga-Adaption für die ganze Familie: The Piano Forest von Masayuki Kojima aktuell in unserem Familienfilm-Programm.

Das Kinoprogramm zu Hause aus erweitern? Z. B. mit der Ausleihe bei der Zürcher Videothek Les Videos. Auf Wunsch können dort auch DVDs oder Blu-rays zum Kauf bestellt werden.

Museum Rietberg: Flow. Erzählen im Manga. Noch bis und mit 30. Januar.
Primo Mazzoni