Filmpodium Classics: Wanda
Barbara Lodens Regiedebüt und einziger Langfilm wurde jahrzehntelang vernachlässigt oder schlicht ignoriert. Heute hingegen gilt er als einer der wichtigsten Filme der 1970er-Jahre. Wanda, gespielt von Loden, hat ihren Mann verlassen und das Erziehungsrecht für ihre Kinder verloren. Alleine streift sie durch das ärmliche Pennsylvania. Immer wieder lässt sie sich mit Männern ein, die sie nur ausnutzen und schliesslich in einen Bankraub hineinziehen.
«Ich bin der Ansicht, dass in Wanda ein Wunder geschieht. Gewöhnlich gibt es einen Unterschied zwischen Darstellung und Text und Sujet und Handlung. Hier ist der Unterschied völlig aufgehoben, Barbara Loden und Wanda fallen sofort und endgültig zu einer Person zusammen. (…) Das Wunder liegt für mich nicht in der Art des Spiels, sondern darin, dass sie im Film, so scheint es mir – ich habe sie nicht gekannt –, noch mehr sie selbst ist, als sie es im Leben gewesen sein muss. Sie ist im Film noch wahrer als im Leben, das ist ganz und gar wunderbar. Ich insistiere so darauf, weil mich das sehr aufgewühlt hat, sie in ihrem Film. Es ist, als erreiche sie in dem Film eine Art Sakralisierung dessen, was sie als einen Zustand des Verfalls zeigen will, was aber, wie ich finde, etwas Herrliches ist, ein sehr, sehr starker, sehr heftiger und sehr tiefer Glanz.» (Marguerite Duras: Die grünen Augen, Hanser 1987)