28. Pink Apple – Queeres Filmfestival: Ivan Madeo – Ein Creative Producer für bewegende Geschichten
Die Namen von Produzent:innen bleiben ausserhalb der Branche oft zu Unrecht im Schatten. So auch bei Ivan Madeo, der nicht nur eine bedeutende Figur des Schweizer Filmschaffens generell, sondern auch eine der prominentesten Kräfte des queeren Kinos in diesem Land ist. Als Produzent stand und steht er hinter einigen der wichtigsten und prägendsten Werke sowohl im Spiel- als auch im Dokumentarfilmbereich, die Themen der LGBT+-Community behandeln. Für seine herausragenden Verdienste verleiht ihm das Festival am 1. Mai darum den «Golden Apple 2025». Wie letztes Jahr werden innerhalb des Festivals Pink Apple ausserdem zwei weitere spannende Kinopremieren im Filmpodium präsentiert, deren Titel erst kurz vor der Aufführung bekannt gegeben werden.
Das Pink-Apple-Filmfestival eehrt 2025 den Schweizer Filmproduzenten Ivan Madeo, der seit über 15 Jahren das Schweizer queere Kino mitprägt. 1976 in Bern geboren, zeigte er schon während seines Studiums in Filmjournalismus und Klinischer Psychologie an der Universität Fribourg ein grosses Talent für Erzählkunst. Nach ersten Erfolgen in der Werbung gründete er die Produktionsfirma Contrast Film mit Standorten in Bern und Zürich, die sich rasch als führend im Bereich innovative Film- und Serienproduktionen etablierte.
Gemeinsam mit seinen Partnern Stefan Eichenberger und Urs Frey realisierte Madeo eine Vielzahl preisgekrönter Filme, die sowohl in ihrer Qualität als auch in der Vielfalt herausragend sind. Als Filmproduzent mit der klaren Haltung eines Entrepreneurs und dem Gespür und Talent eines Creative Producers begleiten ihn queere Filmfiguren und -geschichten seit dem Beginn seiner Karriere. Es sind Menschen in herausfordernden Settings, manche getrieben von sozialen Ungleichheiten wie in seinem ersten Kurzfilm als Produzent Un mundo para Raúl (2012), mit dem der Regisseur Mauro Mueller 2013 den begehrten Student Academy Award gewann. Andere Protagonisten hingegen werden verraten durch ein ganzes Land oder verführt von Träumereien eines besseren Lebens im Scheinwerferlicht wie in Landesverräter (2024).
Gleich sein erster Langfilm, Der Kreis (2014), wurde zu einem Meilenstein des queeren Schweizer Kinos und der Schwulengeschichte in diesem Land. Madeo war selber eng in die Drehbuchentwicklung involviert. Und unter der Regie von Stefan Haupt entstand daraus ein bewegender Film über Röbi Rapp und Ernst Ostertag, der als offizieller Oscar-Kandidat 2014 die Schweiz vertrat. Der Kreis lief auf über 130 internationalen Festivals und gewann 19 Auszeichnungen, darunter den Publikumspreis der Berlinale und den Teddy Award, den wichtigsten queeren Filmpreis der Welt. Zeitzeugnisse und Hinterlassenschaft thematisiert auch der Dokumentarfilm Im Schatten der Träume (2024) von Martin Witz über den erfolgreichen schwulen Musiktexter Bruno Balz, der während der Zeit des Nationalsozialismus seine persönliche und künstlerische Freiheit bedroht sah.
Madeo ist ein leidenschaftlicher Filmproduzent, der stets gesellschaftsrelevante Themen in seine Filme einbringt und dabei sowohl aufstrebende als auch etablierte Regisseur:innen unterstützt. In seinen Produktionen gelingt es ihm, eine Balance zwischen Unterhaltung und hohem künstlerischem Anspruch zu finden. So navigiert er erfolgreich zwischen Grossproduktionen wie der Serie Davos 1917 (2023), der teuersten deutschsprachigen Schweizer Serie, und kleineren, aber ebenso eindrucksvollen Projekten wie dem Dokumentarfilm über den eigenwilligen schwulen Künstler Filippo Dobrilla Caveman – The Hidden Giant (2021), der seine Weltpremiere in Venedig feierte.
Mit Werken wie Stray Bodies (2024), bei dem er als Koproduzent den feministischen Aktivismus für körperliche Selbstbestimmung der Regisseurin Elina Psykou unterstützte, oder auch mit Und dass man ohne Täuschung zu leben vermag (2023) von Katharina Lüdin, der in Locarno seine Weltpremiere feierte, setzte Madeo wiederholt starke Akzente.
Ivan Madeo ist nicht nur ein kreativer Kopf, sondern auch ein Netzwerker und Visionär, dessen Einfluss weit über die Leinwand hinausgeht. Mit jedem Film ermöglicht er dem Publikum neue Perspektiven auf die Welt.
Andreas Bühlmann
Andreas Bühlmann, Filmwissenschafter MA, künstlerischer Ko-Leiter Pink Apple Filmfestival sowie Mitglied der Geschäftsleitung von SWISS FILMS, der nationalen Filmpromotionsagentur.