Honey trägt atemberaubend lässige Kleider wie Lauren Bacall in ihren Filmen mit Humphrey Bogart – und ist Privatdetektivin. Sie ist lesbisch, sympathisch erfolglos, erotisch fordernd und bewegt sich durch eine gnadenlose, von der Sonne Bakerfields ausgebleichte Welt. Das queere B-Movie stammt aus der Feder von Ethan Coen und seiner ebenfalls queeren Frau Tricia Cook – und macht total Spass. So also klingt Ethan minus Joel plus Tricia? Auch der Bruder arbeitet in den letzten Jahren solo respektive mit seiner fabelhaften Frau Frances McDormand. Am Set ihrer gemeinsamen Filme schienen die Brüder angeblich wie ein Hirn, das sich zwei Körper teilte. Als Editoren ihrer Filme verpassten sie sich ein gemeinsames Pseudonym inkl. Biografie. Oder kritisierten unter falschem Namen das eigene Werk. Das Filmpodium macht sich anlässlich seiner Schweizer Premiere von Honey Don’t auf die Suche nach Joel und Ethan Coen und schaut mit einer Retrospektive auf das überbordende Werk der Brüder zurück, das mit bissigem Humor, Lakonie und absurder Komik die Untiefen der amerikanischen Realität vermisst und der Unvorhersehbarkeit des Lebens trotzt – oder sich ihr ergibt. Je nach Interpretation.