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Die Drei von der Tankstelle
Wilhelm Thiele (Deutschland 1930)

English review

Der kommerziell erfolgreichste UFA-Film der frühen dreissiger Jahre, entstanden zur Zeit der schlimmsten Arbeitslosigkeit in Deutschland. Drei mittellos gewordene Freunde verkaufen ihr Auto und machen mit dem Erlös eine Tankstelle auf. Da sie sich in dasselbe Mädchen verlieben, ergeben sich muntere Verwirrungen und Verwechslungen bis zum heiteren Ende. Der Film, der durch seinen virtuosen Umgang mit Erzählung, Tanz und integrierter Musik eine neue filmische Form erfand, mit der er das US-Musical vorwegnahm, liess die kleine Handlung mit sehr populären Liedern besingen, die den Erfolg des Films mitbegründeten: «Ein Freund, ein guter Freund», «Lieber, guter Herr Gerichtsvollzieher», «Liebling, mein Herz lässt dich grüssen» u. a. m. (Filmpodium April 1997)
«Es gewittert. Regen platscht gegen die Scheiben der kleinen Tankstelle. Lilian (Lilian Harvey) und Willy (Willy Fritsch) sind alleine. ‹Sie halten sich wohl für unwiderstehlich›, meint Willy. Und da setzt Lilian zu einer Replik an, die immer wieder durch Blitze draussen unterbrochen wird: ‹Nun, ich halte mich nicht für unwiderstehlich, aber für klug genug, um zu erkennen, dass Sie nur darum so grob zu mir sind, weil Sie sich genieren, so nett zu mir zu sein, wie Sie gern möchten.› Scharf argumentiert. Dann Blitz, Nähe, noch grössere Nähe, während es draussen immer noch regnet. Kuss. Beide schauen sich fragend an. Kein Blitz? Nein, kein Blitz, langer Kuss. Wieder kein Blitz. – So intim und heiter spielen Regisseur Wilhelm Thiele und sein sensibel ausleuchtender Kameramann Franz Planer eine Szene durch, die zu den schönsten des Films gehört: ‹Liebling, mein Herz lässt dich grüssen›˲ singen beide, während draussen der Regen für die Dialektik sorgt. – Der Film hat Charme, Tempo, Eleganz – vor allem wenn Lilian Harvey rhythmisch präzise die Beine schwingt und dazu noch singt – da strahlt sie Herzlichkeit und Natürlichkeit aus. Gleich zu Beginn sind die Jungs zwar pleite, aber statt sich zu grämen, fangen sie unmotiviert zu singen und zu tanzen an. So ist der Film auf seinem Gleis: Musical, Operette, kleine Handlung. Dazu dieses erstaunliche Martinshorn-Motiv, das sich ‹mit der Beharrlichkeit eines echten Leitmotivs› (Kracauer) durch den Film zieht und vom Komponisten Werner Richard Heymann stammt. Überhaupt hat Heymann in der Frühzeit des Tonfilms unschlagbar schöne Musik geschrieben. Herrlich. Die drei Freunde bleiben trotz aller Rempeleien Freunde – wie um sich gegen die ‹frei flottierende weibliche Sexualität› (Anton Kaes, Film in der Weimarer Republik in: Geschichte des deutschen Films. Metzler, 2004) zu schützen.» (Falk Schwarz, filmportal.de, 19.6.2014)

Drehbuch: Franz Schulz, Paul Franck
Kamera: Franz Planer
Musik: Werner R. Heymann
Schnitt: Viktor Gertler

Mit: Lilian Harvey (Lilian), Willy Fritsch (Willy), Oskar Karlweis (Kurt), Heinz Rühmann (Hans), Olga Tschechowa (Edith von Turoff)

94 Min., sw, DCP, D

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Mi.,
19.5.2021
15:00
Mi.,
26.5.2021
18:00
Di.,
1.6.2021
20:45