English review
1928 wird eine offenbar obdachlose und verwirrte Frau in Paris von weissrussischen Exilanten aufgegriffen. Der clevere Geschäftsmann und Ex-General Bounine hält sie für die Grossfürstin Anastasia, die die Hinrichtung der Zarenfamilie 1918 überlebt hat – oder er will die Frau, die sich Anna nennt und offenbar an Amnesie leidet, zumindest als Anastasia ausgeben, um an das Vermögen der Romanows zu gelangen. Als letzte Instanz für ihre Authentifizierung soll die Zarenmutter dienen, die ihre angebliche Enkelin auf eine harte Probe stellen wird.
Anatole Litvak inszeniert diese tragikomische Fabel nach einem französischen Theaterstück als opulenten Kostümfilm und zugleich als zeitlos faszinierendes psychologisches Drama um Identität. Der jahrelang von Hollywood als Ehebrecherin geächteten Ingrid Bergman gelang mit ihrer schillernden Verkörperung einer Frau, die oft selbst nicht weiss, wer sie ist und wer sie sein will, ein oscargekröntes Comeback. Yul Brynner gibt gewandt den durchtriebenen Bounine, der Anna zu Anastasia formt und in einen Gewissenskonflikt gerät, und Helen Hayes überzeugt als stahlharte Zarenmutter, die weder an Anastasia noch an ihre eigenen Gefühle glauben will. (mb)
Drehbuch: Arthur Laurents, nach dem Theaterstück von Marcelle Maurette, Guy Bolton (engl. Fassung)
Kamera: Jack Hildyard
Musik: Alfred Newman
Schnitt: Bert Bates
Mit: Ingrid Bergman (Anna Koreff), Yul Brynner (General Sergei Pavlovich Bounine), Helen Hayes (Zarenmutter Maria Fjodorowna), Akim Tamiroff (Chernov), Martita Hunt (Baronin von Livenbaum), Feliy Aylmer (Kammerherr), Sacha Pitoëff (Petrovin), Ivan Desny (Fürst Paul von Haraldberg)
105 Min., Farbe, DCP, E+F/d