Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück
Bilderkrieg

Mit dem Farocki-Forum entsteht am Seminar für Filmwissenschaft der Universität Zürich ein Forschungsschwerpunkt zum Dokumentarfilmer und Künstler Harun Farocki (1944–2014). Ausgehend von Farockis Denken geht es um Perspektiven, die er eröffnet hat: auf Bildkritik, Arbeitskonzepte und vieles mehr. Das Farocki-Forum lädt einmal pro Semester zu einer Veranstaltung ins Filmpodium.
Spieldatum: Do, 19.5., 18:00

Übertragung heisst eine Videoarbeit Harun Farockis, die seit 2007 am Limmatplatz zu sehen ist. Die Veranstaltungsreihe des Farocki-Forums greift den Titel auf und lädt einmal pro Semester zu Vorträgen oder Gesprächen ins Filmpodium ein. Farockis Bilderkrieg (1987) ist eine vielschichtige Reflexion über die Zusammenhänge zwischen Bildtechnologien, Datafizierung und den Dialektiken der Aufklärung. Albrecht Meydenbauers Erfindung der Fotogrammetrie ermöglichte es ab Mitte des 19. Jahrhunderts, Fassaden nicht mehr vor Ort unter Einsatz des eigenen Körpers vermessen zu müssen, sondern in sicherer Distanz mittels Fotografien. Eine folgenreiche Episode in der langen Geschichte der fortschreitenden Trennung von Auge und Blick. In ihrem Vortrag skizziert Ute Holl, Professorin am Seminar für Medienwissenschaft der Universität Basel, die Geschichte der Fotogrammetrie als Vorgeschichte gegenwärtiger Verrechnungen der Welt zu virtuellen Daten-Umgebungen. Was Harun Farocki in verschiedenen seiner Filme als «operative Bilder» (Bilder, die handeln, Bilder als Interfaces) untersucht hat, verdichtet sich zu einem «Metaverse». Dort lernen wir, uns zu verhalten: im Sozialen, in der Produktion, der Unterhaltungsindustrie. Künftige Kulturtechniken werden ohne die Fertigkeit, in diesen Umgebungen schnell und gezielt zu operieren, nicht mehr zu bewältigen sein. In seiner Anschaulichkeit, aber auch im ökologisch bedenklichen Energieverbrauch unseres Datenverkehrs tritt das virtuelle Universum in ernst zu nehmende Konkurrenz zu älteren kulturellen oder natürlichen Umwelten.
Was tun? Was nicht?

Harun Farocki (D 1987)

In diesem Filmessay denkt Harun Farocki über die polizeiliche und militärische Bedeutung des Wortes «Aufklärung» nach. Er zeichnet die Entwicklung der fotografischen Mittel nach, deren sie sich bedient, und demonstriert ihre Deutungsmöglichkeiten.
«Der Begriff ‹Aufklärung› trägt heute mindestens zwei Bedeutungen. Die eine steht in der philosophischen Tradition des 18. Jahrhunderts. Die andere wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts für die militärische und polizeiliche Arbeit entwickelt. Harun Farocki geht mit seinem Filmessay Bilderkrieg der zweiten, militärpolizeilichen Bedeutung des Wortes nach.
Er stellt vor, welcher fotografischen Mittel sich diese Art der Aufklärung bediente und bis heute bedient. Sein bewusst karger Film rekonstruiert die Geschichte dieser Bilderproduktion. Er berichtet von der Entwicklung des Aufnahmeverfahrens und demonstriert überdies, wie sich die Leseweise solcher Fotografien entwickelte und ihre Deutungsmöglichkeit vergrösserte. Kulminationspunkt des Filmessays sind die Luftaufnahmen, die alliierte Bomber vom Vernichtungslager Auschwitz im Jahr 1944 machten.» (Dietrich Leder, harunfarocki.de)

Drehbuch: Harun Farocki, unter Verwendung der Bücher «Das Buch des Alfred Kantor» und «Femmes Algériennes» von Marc Garanger
Kamera: Ingo Kratisch
Schnitt: Rosa Mercedes

Mit: Corinna Belz (Sprecherin)

44 Min., Farbe, DCP, D

Spieldaten


Vergangene Vorstellungen:
Do.,
19.5.2022
18:00
einführender Vortrag von Ute Holl, Professorin am Seminar für Medienwissenschaft der Universität Basel; Gesamtlänge ca. 100'