Nüschelerstrasse 11, 8001 Zürich - 044 415 33 66

< Zurück

Sélection Lumière: Lacombe Lucien

13 Jahre bevor er sich im oscarnominierten Au revoir les enfants der Opferseite der Judenverfolgung im Zweiten Weltkrieg widmete, hatte Louis Malle in Lacombe Lucien versucht, die Beweggründe der Mitläufer und Mittäter einfühlbar zu machen. Sein Titelheld – apolitisch, gekränkt und etwas tumb – steht stellvertretend für all jene, die Faschismus erst möglich machen.
Spieldaten: Mi, 2.6., 18:00 (Einführung: Martin Walder) // Do, 24.6., 15:00
English review

Frankreich, 1944. Lucien Lacombe, ein 17-jähriger Bauernsohn, ist ein schlichtes Gemüt; als er sich der Résistance anschliessen wollte, wurde er von dieser verschmäht. Nun ist von der Gestapo als Scherge angeheuert worden, um Flüchtige einzufangen und zu foltern. Als Lucien sich in die junge Jüdin France Horn verliebt, gerät er in ein Dilemma.
«Malles Film ist ein langer, eingehender Blick auf die Banalität des Bösen; es ist – nicht zufällig – einer der am wenigsten banalen Filme, die je gemacht worden sind. Die Handlungen werden schnörkellos inszeniert, mit Zurückhaltung – ohne den Versuch, jemanden zu schockieren oder zu beeindrucken; die Handlungen sind das, was wir bereits wussten. Die filmische Technik hat nichts besonders Magisches an sich – sie ist schlicht, frontal und nicht forciert. Der Film ist das Gesicht des Jungen. Die Magie liegt in der intensiven Neugierde und Intelligenz hinter dem Film – in Malles Erkenntnis, dass die Antworten auf unsere Fragen, wie Menschen ohne Interesse an Politik zu aktiven Mitwirkenden bei brutaler Folter werden, in Luciens pausbäckiger, schmaläugiger Miene zu finden sind und dass uns zu zeigen, worauf dieser Junge nicht reagiert, am aufschlussreichsten überhaupt sein kann.» (Pauline Kael, The New Yorker, 1974)