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Stummfilmfestival 2013: Die Wahl der Pianisten

Bei der zehnten Ausgabe unseres Stummfilmfestivals geniessen unsere Musiker Carte blanche und begleiten je einen Film ihrer Wahl. Weitere Schwerpunkte bilden Filme von 1923 in unserer Langzeitreihe «Das erste Jahrhundert des Films» sowie drei Abende mit neuen musikalischen Zugängen zu Klassikern wie Les vampires und Sunrise. Sie sind eine rare und faszinierende Spezies: die kleine Schar der international gefragten Pianisten und – ungleich rarer noch – Pianistinnen, die rund ums Jahr um den Globus reisen und Stummfilme an Festivals oder in Kinos wie dem unsrigen begleiten. Sie spielen im Dunkeln, doch an ihrer Kongenialität liegt es oft, wenn ein achtzig-, neunzig-, hundertjähriger Film neu erstrahlt. Stets auf der Suche nach diesen Momenten, in denen sich Film und Musik magisch beflügeln, haben wir unsere Pianisten (und die eine Pianistin) für die Jubiläumsausgabe unseres Festivals deshalb nach Filmen gefragt, die sie schon immer oder endlich wieder einmal begleiten wollten. Einzige Bedingung war, dass die persönlichen Favoriten in den bisherigen neun Ausgaben unseres Festivals noch nicht zu sehen waren.
Die kleine Auswahl, die so zusammengekommen ist, umfasst berühmte Titel wie Greed und Menschen am Sonntag neben Raritäten wie dem nordischen Natur- und Liebesdrama Laila oder dem neorealistisch anmutenden, späten italienischen Stummfilm Rotaie, der kürzlich erst wiederentdeckt und restauriert wurde. Auffällig oft haben unsere Musiker Filme übrigens aus der Spätzeit des Stummfilms um 1928/29 gewählt – kein Zufall wohl: Das stumme Kino war filmsprachlich nie eloquenter als in jenem Moment, da es jäh zu Ende ging.
Zugunsten der Carte blanche für unsere Musiker haben wir unsere zweite Programmschiene, die «Jahrhundertfilme» von 1903/13/23, im vorliegenden Programm auf Schmalspurbreite reduziert. Einige Beispiele für das Schaffen von 1923 müssen genügen, auf 1913 kommen wir im Lauf dieses Jahres zurück und auf die Frühzeit bis 1903/04 beim Stummfilmfestival 2014. Wer unser Heft nach der Zustellung schnell genug liest, sei dafür an eine weiteres Highlight von 1923 erinnert: die Oscar-Wilde-Verfilmung Salome, die schon kurz nach Weihnachten (27.12.) bei uns läuft. Diese Vorstellung gehört zu den Soirées des «Institute of Incoherent Cinematography» (IOIC), das auch an unserem Festival drei Gastabende rund um das Thema Weiblichkeit bestreitet und dem Stummfilm mit jazzigen, elektronischen und experimentellen Begleitungen neue Klangwelten erschliesst. Wir wünschen viel Vergnügen bei dieser Erkundung von Neuland in der ewigen Terra incognita des Stummfilms. (afu)