Filmpodium für Kinder: Die drei Räuber
Rein in die Räuberhöhle!
Voller Charme, frecher Sprüche und fantasiereicher Bilder: Die drei Räuber ist ein märchenhafter Animationsfilm über ein gewitztes Waisenkind und drei gar nicht mal so schreckliche Räuber, nach dem Kinderbuchklassiker von Tomi Ungerer.
Nach dem Tod ihrer Eltern soll die kleine Tiffany in ein Waisenhaus gebracht werden. Unterwegs wird ihre Kutsche in einem dunklen Wald von drei Räubern überfallen: Sie sind die Herrscher des Waldes, die, in weite schwarze Mäntel gehüllt, mit hohen schwarzen Hüten auf dem Kopf und mit Donnerbüchse, Pfefferblasebalg und rotem Beil bewaffnet, wohlhabende Reisende ausrauben und in die Flucht treiben. Die furchtlose Tiffany ist entzückt, wittert sie doch sogleich ihre Chance, dem Kinderheim zu entgehen: Sie gibt sich als Tochter eines reichen indischen Maharadschas aus und lässt sich von den Räubern als Geisel in ihre Räuberhöhle mitnehmen. Im Nu bringt sie Farbe in die Höhle und erobert mit ihrem Charme die Herzen der gar nicht so schrecklichen Kerle.
1961 erschien Tomi Ungerers Bilderbuchklassiker «Die drei Räuber», knapp ein halbes Jahrhundert später adaptierte es der deutsche Regisseur Hayo Freitag für die Leinwand – das erste Mal überhaupt, dass ein Werk des legendären Autors und Zeichners verfilmt wurde. In Zusammenarbeit mit Ungerer schmückte Freitag die kurze Geschichte aus und bereicherte die typisch Ungerer’sche Bildsprache mit skurrilen Akzenten, wobei er sich stilistisch an der Vorlage orientierte und deren Originalität bewahrte. Jedes Bild ist handgezeichnet, die Figuren sind sorgfältig animiert, die Hintergründe stimmig und gespickt mit witzigen Details. Die drei Räuber überzeugt durch seine gelungene Mischung aus Ironie, Fantasie und einer guten Prise kindlicher Frechheit und Anarchie. Ungerer selbst führt mit sonorer Stimme als Off-Erzähler durch den Film, Joachim Król, Katharina Thalbach und Bela B. («Die Ärzte») finden sich in weiteren Sprechrollen, passend untermalt von einer rauen, scheppernden Räubermusik. Ein Märchenfilm über ein mutiges Mädchen, das sein Leben selbst in die Hand nimmt und so zu einer starken Identifikationsfigur wird – ein Film, bei dem sich Erwachsene ebenso amüsieren dürften wie die Kinder.
Tanja Hanhart
Das Kunsthaus Zürich widmet Tomi Ungerer vom 30. Oktober 2015 - 7. Februar 2016 eine Ausstellung.