Filmpodium Premiere: The Eternal Daughter
Joanna Hogg und Tilda Swinton sind seit vielen Jahren privat und künstlerisch miteinander verbunden. Im Frühjahr 2022 ehrte das Filmpodium die Ausnahmekünstlerinnen mit einer Carte blanche und einer Werkschau. Am 14. Oktober kehren die beiden ins Filmpodium zurück und präsentieren die Schweizer Kinopremiere von Joanna Hoggs biografisch inspiriertem Geisterfilm The Eternal Daughter. Swinton bewegt und beunruhigt darin in einer Doppelrolle als Mutter und Tochter, zwei Menschen im zärtlich-schmerzlichen Kampf um Nähe und Autonomie. Nach dem Film findet ein Q&A mit Swinton und Hogg statt.
Julie und ihre Mutter Rosalind wollen ein paar Tage auf ihrem ehemaligen Familienlandsitz in Wales verbringen, der zu einem Hotel umfunktioniert wurde. Nicht nur die nächtliche Anfahrt im Taxi durch die winterlichen Wälder von Wales wirkt gespenstisch, auch das Hotel will sie nicht recht willkommen heissen: Die Rezeptionistin tut sich schwer, ein Zimmer für die beiden zu finden, obwohl es keine anderen Gäste zu geben scheint, und Julie wird nachts durch unheimliche Klopfgeräusche in den leer stehenden Zimmern geweckt. Aber nach und nach leben sich die beiden ein. Rosalind taucht in der vertrauten Umgebung immer tiefer in ihre zum Teil auch schmerzhaften Kindheitserinnerungen ein, während Julie hofft, hier mit dem Filmprojekt über ihre Mutter voranzukommen. Aber hat sie überhaupt das Recht, so tief in das Leben und die Geheimnisse ihrer Mutter einzudringen? (nr)
Der atmosphärisch dichte Film mit den kühlen Bildern von Ed Rutherford und dem Soundtrack von Bartok ist auch ein emotional dichtes Werk, in dem die Zärtlichkeit hinter der vorsichtigen Zurückhaltung der Mutter-Tochter-Gespräche sichtbar wird. Nach Joanna Hoggs quasi-autobiografischem Dyptichon The Souvenir und The Souvenir II, in dem Swinton bereits die Mutter der Regisseurin spielte, fügt die Schauspielerin mit dieser subtilen Darstellung ihrer eigenen Filmografie und dem bemerkenswerten Werk von Joanna Hogg eine unheimliche neue Dimension hinzu. (Jonathan Romney, Viennale 2022)
Und wenn Sie sich fragen, wo das Gespenst ist, lassen Sie mich Ihnen einen Hinweis zuflüstern: Nichts verfolgt uns so tief und so einprägsam wie die Liebe. (Manohla Dargis, New York Times, 1.12.2022)