Filmpodium Classics: Life of a Shock Force Worker
«Im sowjetischen Kommunismus gab es einen berühmten Helden der Arbeit: Stachanow, der jeden Plan übererfüllte. Adem, unterstützt von seinen Bergbaukumpels, ist ein jugoslawischer Stachanow. Mit russnackten Oberkörpern holen sie Kohle aus dem Berg und werden damit zu Idolen. Mit einem ausgeprägten Sinn für die implizite Komik von Propaganda erzählen diese „Szenen aus dem Leben eines Arbeitshelden“ von der heroischen (aber auch stalinistischen) Phase des damals noch zum sowjetischen Block gehörenden Tito-Jugoslawien. Aus heutiger Sicht wird man den grossartigen Film auch als ein Menetekel lesen: Er zeigt das fossile Zeitalter auf einem grotesken Höhepunkt.» (Bert Rebhandl, Viennale 2023)
«Adem wird vom Titos Regime als Paradebeispiel eines Arbeiters und als Stütze des Kommunismus gepriesen. Aber will er wirklich ein Nationalheld sein und welchen Preis wird er dafür zahlen? Bahrudin 'Bato' Čengićs Film ist nicht nur eine spielerische Subversion des sozialistischen Realismus, sondern auch von bitterer Ironie durchzogen. Čengić macht sich keine Illusionen, weder über die Ausbeutung des Proletariats durch die kommunistische Partei noch über die Behandlung der Arbeiterklasse zu Beginn des kapitalistischen Zeitalters. (..) Die treibende Kraft des Films liegt in seiner fast Brecht'schen Poetik, die die anthropologische Dokumentation der Bergarbeiter und ihrer Arbeit mit theatralischen, absurden Vignetten aus ihrem Alltag verbindet - von Avantgarde-Meister Karpo Godina als Tableaux vivants gefilmt und mit der nur vordergründig festlichen Musik von Bojan Adamič untermalt.» (Evgeny Gusyatinskiy, Viennale 2023)