Pink Apple
Elene Naveriani praktiziert ein Kino des Widerstands, macht unsichtbare Geschichten sichtbar und ungehörte Stimmen hörbar. Wir zeigen vom 25. bis 28. April alle Filme von Naveriani. In einer Masterclass am 26. April gibt Naveriani Einblicke in die Arbeitsprozesse hinter den gezeigten Werken und am 27. April verleiht Pink Apple Elene Naveriani für ausserordentliche Verdienste im queeren Filmschaffen den «Golden Apple 2024». Ausserdem freuen wir uns sehr, dass dieses Jahr zum ersten Mal zwei Premieren des Festivals im Filmpodium präsentiert werden.
Die georgische Regieperson Elene Naveriani, in Genf zu Hause, prägt seit dem Abschluss des Filmstudiums an der Kunsthochschule HEAD das internationale queere Filmschaffen. Die tiefe Verbundenheit zu Georgien, wo Naverianis Filme auch spielen, ist stets spürbar – als eine Art Sehnsuchtsort, der
Ruhe einkehren lässt sowohl bei den Figuren als auch bei den Zuschauer:innen. Aber auch als Schauplatz von harscher Realität und Ablehnung, die besonders migrierte und queere Personen zu spüren bekommen. So zum Beispiel in I Am Truly a Drop of Sun on Earth (2017), Elene Naverianis erstem Langfilm. Als die Sexarbeiterin April und der junge Nigerianer Dije, der eigentlich nach Georgia in den USA wollte, aufeinandertreffen, entwickelt sich zwischen den beiden eine intime Allianz. Sie teilen das Gefühl des Gefangenseins an einem desolaten Ort und in einem System, das sie an den Rand drängt. Marginalisierte Menschen werden nicht nur inkludiert, sondern sind die zentralen Akteur:innen in Elene Naverianis Filmen. Zudem bringt Naverianis Regiekunst bei den Darsteller:innen immer eine tiefe Menschlichkeit und Authentizität zum Vorschein.
So auch in Wet Sand (2021), jahrelang hinter einem Lügenkonstrukt versteckte Liebesgeschichte offenbart. Für Moe ist schnell klar: Anderssein wird in diesem kleinen Dorf am Schwarzen Meer nicht toleriert. Der Schmerz, den die Figuren durch diesen Fakt empfinden, wird mit Mut zur Stille über die Leinwand zum Publikum transportiert. Wet Sand, so Naveriani, ist «eine Hommage an die Vergessenen, ein Kampf gegen Bigotterie, ein Akt der
Ermächtigung für die neuen Generationen». Untermauert werden diese Intentionen mit bildgewaltigen Einstellungen und der poetischen Kameraführung von Agnesh Pakozdi, die stets die Spannung der Geschichte und der Figuren aufrechterhält. Auch die Hauptfigur Etero in Naverianis neustem Langfilm Blackbird Blackbird Blackberry bricht mit den (Geschlechter-)Konventionen der georgischen Gesellschaft. Elene Naveriani sprengt Grenzen – in den Filmen und innerhalb der LGBT+-Community. Deutlich wird dies auch in den drei Kurzfilmen, die die Preisverleihung am 27. April begleiten und schwule, lesbische und trans Geschichten erzählen. In der Masterclass am 26. April im Filmpodium gibt Elene Naveriani zudem Einblicke in die Arbeitsprozesse hinter den gezeigten Werken.
Sina Früh
Sina Früh ist die künstlerische Ko-Leiterin des Filmfestivals Pink Apple.